Domains werden im Zeitalter der Digitalisierung zum Kern jeder Markenidentität – doch mit dem Aufstieg künstlicher Intelligenz wächst auch die Gefahr, dass automatisierte Angriffe diese digitale Visitenkarte in wenigen Sekunden übernehmen und missbrauchen.
Hier sind die wichtigsten Punkte als kurze Zusammenfassung:
- KI-gestützte Angriffe beschleunigen und automatisieren die Übernahme von Domains durch Phishing, Social Engineering und gezielte Suche nach Schwachstellen.
- 2025 wurden über 100 Millionen neue Domains beobachtet, davon mehr als ein Viertel als bösartig oder verdächtig eingestuft.
- Domain-Hijacking bedroht Unternehmen direkt in ihrer digitalen Markenidentität und kann zu Reputationsverlust und Kommunikationsausfällen führen.
- Sicherheitsmaßnahmen wie DNSSEC, Registrar-Locks und Zwei-Faktor-Authentifizierung sind unverzichtbar zum Schutz vor Domain-Kapern.
- Mit der neuen NIS-2-Richtlinie steigt die rechtliche Verantwortung für Domain-Sicherheit – Vernachlässigung kann regulatorische Folgen nach sich ziehen.
Wenn die Marke plötzlich verschwindet
Stellen Sie sich vor, Besucher geben Ihre Webadresse ein und landen auf einer gefälschten Webseite, während E-Mails an Partner unbemerkt von Angreifern abgefangen werden. Dieses Szenario ist längst keine Science-Fiction mehr. Es beschreibt Domain-Hijacking, also die Übernahme einer Internetadresse durch Cyberkriminelle. Immer häufiger nutzen Angreifer dabei künstliche Intelligenz (KI), um solche Attacken noch präziser und schneller durchzuführen.
Neue Dimension: KI als Angriffsverstärker
2025 gilt KI als Haupttreiber für den Anstieg von Cyberangriffen.
Laut aktuellen Sicherheitsprognosen erleichtern lernfähige Systeme Kriminellen, in großem Maßstab Phishing- und Social-Engineering-Angriffe auszuführen. Chatbots, Deepfake-Stimmen und generative Modelle ermöglichen täuschend echte E-Mails oder Anrufe, die Personen gezielt manipulieren, um Zugangsdaten zu erhalten.
KI-gestützte Tools scannen zudem systematisch das Internet nach ungenutzten oder schlecht gesicherten Domains. Innerhalb von Sekunden erkennen sie potenzielle Ziele. Das können ablaufende Domains sein oder ungeschützte DNS-Einträge und registrieren automatisch Varianten bekannter Markennamen (z. B. durch Tippfehler). Damit wird Domain-Hijacking zu einer automatisierten, skalierbaren Bedrohung.
Warum Domain-Hijacking Marken besonders trifft
Während klassische Cyberangriffe oft „im Hintergrund“ bleiben, betrifft Domain-Hijacking den sichtbarsten Teil der Unternehmensidentität: die Webadresse selbst. Kundinnen und Kunden, die plötzlich auf falsche Inhalte stoßen, zweifeln nicht an Technik. Sie zweifeln an der Marke selbst.
Folgen solcher Vorfälle:
- Verlust von Vertrauen und Reputation
- Unterbrechung der digitalen Kommunikation
- Manipulation von Marketingkampagnen und SEO-Effekten
- Finanzielle Schäden durch Umsatzrückgänge
Bekannte Beispiele zeigen, wie sensibel dieser Bereich ist: Microsoft, Google und Perl.com verloren zeitweise ihre Domains – nur durch kleine Nachlässigkeiten bei der Registrierung.
Aktuelle Bedrohungslage laut DNS-Bericht 2025
Der Infoblox DNS Threat Landscape Report 2025 registrierte über 100 Millionen neue Domains, von denen mehr als 25 Prozent als bösartig oder verdächtig eingestuft wurden. In 82 Prozent der Unternehmensnetzwerke fanden sich Verbindungen zu gefährlichen oder KI-generierten Domains.
Diese Zahlen verdeutlichen: Die Manipulation von DNS und Domainstrukturen wird zunehmend zum Hauptvektor für Cyberattacken.
Gleichzeitig steigt die Zahl der sogenannten Adtech-Domains, die Werbenetzwerke oder Tracking-Mechanismen ausnutzen, um Schadcode zu verbreiten oder Nutzerbewegungen zu analysieren. KI-Modelle helfen dabei, solche Strukturen zu verschleiern oder legitimen Domains täuschend ähnlich zu machen.
NIS-2-Richtlinie: Sicherheit wird Pflicht
Mit der europäischen NIS-2-Richtlinie, die 2025 in Kraft tritt, wird Domain-Schutz auch rechtlich verpflichtend.
Unternehmen müssen:
- ihre Domain-Inhaberdaten aktuell halten,
- Sicherheitsmaßnahmen wie DNSSEC, Registrar-Locks und Zwei-Faktor-Authentifizierung nachweisen,
- und sicherstellen, dass Domain-Transfers und Änderungen nur durch verifizierte Personen erfolgen.
Deshalb ist die Website Wartung so wichtig.
Besonders für juristische Personen werden Domaininhaber künftig transparenter im WHOIS-System dargestellt, um Missbrauch und Identitätsdiebstahl besser zu verhindern.
Für Marketingabteilungen bedeutet das: Domainmanagement ist nicht länger alleinige IT-Aufgabe – es wird Teil der Markenführung und Compliance.
Schutzstrategien gegen KI-basierte Domain-Angriffe
Unternehmen sollten Domain- und DNS-Sicherheit als festen Bestandteil ihrer digitalen Strategie verstehen. Effektive Gegenmaßnahmen umfassen:
- Multi-Layer-Schutz durch DNSSEC, Registrar- und Registry-Locks
- Monitoring von Domain-Varianten und Tippfehlerregistrierungen
- Zwei-Faktor-Authentifizierung bei allen Domain-Accounts
- Regelmäßige Schulungen über KI-basierte Phishing-Strategien
- Zentrale Domainverwaltung, um Ablaufdaten zu kontrollieren
- Echtzeit-Überwachung des Domainverkehrs auf verdächtige Aktivitäten
Zudem kann der Einsatz von KI-basierten Erkennungssystemen in der Verteidigung helfen – dieselben Mechanismen, die Angreifer nutzen, lassen sich auch zum Schutz verwenden.
Fazit: Domain-Sicherheit ist Markenstrategie
KI verändert die Spielregeln der Cyberabwehr. Angriffe werden schneller, gezielter und schwieriger zu erkennen. Wer seine Marken- und Kommunikationskanäle schützen will, muss Domainverwaltung und Cybersicherheit als integrierten Bestandteil der Markenstrategie begreifen.
In einer Welt, in der Maschinen Domains entführen können, entscheidet digitale Wachsamkeit über das Vertrauen, das eine Marke ausstrahlt.